19.02.2007, Rosenmontag, 18 Uhr - in Rheda-Wiedenbrück sind wahrscheinlich schon alle betrunken und feiern ausgelassen. Ich komme gerade von der Arbeit und stehe auf dem Marktplatz in Kornwestheim, denn ich will mich mit der schwäbischen Kultur befassen. Das 1. Gugga-Open-Air soll hier in 10 Minuten stattfinden. Ein Guggenmusikkonzert... ich habe Guggenmusik noch nie gehört, wahrscheinlich wie die meisten Westfalen. Meine Arbeitskollegen hat mich eingeladen. Sie spielt in der Guggengruppe mit die dieses Open Air organisiert hat. Zur Info: Guggengruppen oder Guggagruppen oder wie die heißen sind "Musikgruppen" die bei den "Faschingsumzügen" mitlaufen. Allerdings anders als in Westfalen, denn diese Guggengruppen haben nicht nur ne Querflöte und ne Pauke sonder ganze Schlagzeuge auf Wägen die sie während des Laufens vor sich her schieben!
Es ist kalt und vor dem Bierstand steht eine riesige Schlange. Ich bin gespannt. Ein paar Guggenmusiker hab ich schon gesehen, die Kostüme sind fastzinierend.
Der Marktplatz wird immer voller und voller und obwohl ich anfangs in der zweiten Reihe stand steht ich jetzt nur noch in der 5.! Zuerst legt der DJ die typischen Karnevlas... äh... Faschingshits auf: Viva Colonia, Hände zum Himmel, Reißt die Hütte ab usw.
Dann kommt die erste Guggengruppe: The first Guggen aus Stuttgart!
Ich stehe wie angewurzelt, kann mir ein lächeln nicht verkneifen, versuche mich nach vorne zu drängeln um mehr zu sehen, kram mein Handy aus der Tasche um Fotos und Videos zu machen: WIE SCHLECHT IST DAS DENN???!!!??? Die Leute um mich rum müssen gedacht haben dass mir das alles total gefällt und ich völlig begeistert bin. Ja, ich bin begeister. Von der unübertrefflichen, Ohrenkrebs hervorrufenden, musikalischen Grausamkeit!!! Je schlechter der Song ist desto wilder bin ich am filmen. Die Leute um mich rum schunkeln und klatschen in die Hände. Ich frag mich wann das ganze endlich vorbei ist. In der Mitte steht ein kleines Mädchen mit Drums das ständig aufhört zu spielen. Rechts steht ein junger Typ der im Rythmus (wenn dieser zu erkennen war) mit groovt und auf seine Pauke haut!
Okay, die first Guggen sind vorbei... Puh!! Jetzt kommen den Renegades! Das ist die Band meiner Kollegin. Die haben sau coole Kostüme. Mit Totenkopfmasken. (Fotos folgen). Etwas neben mir höre ich eine Frau sagen: "Also, das find ich nicht gut. Und die Kinder stehen da ganz vorne. Die kriegen doch Angst!" Man hört die Renegades mit tiefen Paukenschlägen einlaufen, das klingt nicht schlecht. Es lässt meine Erwartungen etwas steigen. Doch... tja... da geht es schon weiter, mit den von den Trompeten und den Posaunen nachgespieltem Gesang der Songs wie "Hang on Snoopy" und "Rock around the Clock". Jetzt weiss ich auch wieso meine Arbeitskollegin immer gesagt hat: "Ach, da brauch man kein Instrument spielen können, das lernt man da ganz schnell!" wenn sie mich gefragt hat ob ich nicht auch bei ihrem Guggenverein mitmachen will und ich argumentierte dass ich gar kein Instrument richtig spiele!
Dienstag, 20. Februar 2007
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